Förderverein Großes Moor e.V.
 

Erschreckende Messungen


Immer schon gab es Märchen von gefährlichen Schätzen in Gebirgen und Mooren. Die Schauergeschichten handelten von Drachen, Orks, Moorhexen und andere. 

Wer hätte aber gedacht, dass die Gefahr völlig unsichtbar ist? Inzwischen wissen alle Bescheid: Öl, Diesel, Benzin, Gas, Kerosin, Steinkohle, Braunkohle, Torf, also fossile Rohstoffe, geben bei der Verbrennung den über viele Jahrtausende gespeicherten Kohlenstoff schlagartig als Treibhausgas (THG) in Form von Kohlendioxid (CO2) frei.

Schlimmer als Verbrennen

Es ist wenig bekannt und schockiert erst mal (Abb. 4). Aber bei trockenen Torfböden brennt doch nichts! Oder doch? Gibt es etwa eine kalte Verbrennung? So geschieht es still und leise und nahezu unbemerkt: Fehlt es an Wasser im Moorboden, trocknet der Torf und Luft dringt ein. Das ist die perfekte Umgebung für Mikroorganismen, um sich nun dort von den Pflanzenresten zu ernähren. Dabei wird der gespeicherte Kohlenstoff von den Mikroorganismen als CO2 freigesetzt, ähnlich als wenn der Torf verbrannt worden wäre. 


Abb. 12 - THG Messung

Aufgrund der Zersetzung sackt der torfige Boden pro Jahr um bis zu 2 cm. Die Menge der freigesetzten THG lässt sich inzwischen präzise durch Messungen bestimmen und wird wissenschaftlich überprüft (Abb. 12). 
In Neudorf-Platendorf sind Acker- und Wiesenböden mit dem mineralischen Boden vermischt und der Moorbodenanteil ist kleiner. Die Bilanz fällt hier also besser aus, als im Moor selbst. Im Naturschutzgebiet (NSG) bestehen die Böden zu 100% aus Torf. Torfrücken und andere dauerhaft trockene Bereiche überwiegen die nassen Gebiete.


Was bringt das Anstauen des Wassers?

Langfristiges Speichern von Kohlenstoff im Torf! So sichert ein Überstau im Winter die Vernässung bis 10 cm unter Geländehöhe im Sommer. Der ideale Wasserstand im Moor, um eine natürliche Moorentwicklung anzustoßen und Treibhausgase zu verringern (Abb. 5). 53,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, das entspricht 7 % der gesamten deutschen THG-Emissionen, werden jährlich aus entwässerten Moorböden in Deutschland freigesetzt. 

Im Gegensatz zu einem Wald, benötigt ein nasses Moor nur ⅙ der Fläche für die Speicherung der gleichen Menge Kohlenstoff (Abb. 7). Hier im NSG Großes Moor sind bereits zahlreiche Flächen erfolgreich wiedervernässt worden.

Abb5
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Abb7
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Hochwasserschutz

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), hat im 2.973 ha umfassenden NSG auf 200 ha Fläche, welche direkt an das Moormuseum angrenzt, Polder (eingedeichte Gelände) zur Wiedervernässung des Moores angelegt (Abb. 6). Diese Maßnahme verbessert den Landschaftswasserhaushalt, verhindert die Torfzehrung (Zersetzung durch Mikroorganismen) und beeinflusst weitere 400 ha positiv. 
Neben dem Klimaschutz sollen die Polder die inzwischen höheren Winterregenfälle für den Sommer bevorraten, die Moorlandschaft und Biotope im Sommer vor dem Austrocknen schützen, Moorbrände verhindern sowie Gifhorn und die Moordörfer vor Hochwassergefahren schützen. Neben dieser Maßnahme werden auch in Zukunft weitere Flächen im Großen Moor renaturiert.

Abb. 6


Paludikultur, eine Lösung

1999 wurde das Konzept der Paludikultur entwickelt. Methoden der Bewirtschaftung von nassem Land. Für die Paludikulturen gibt es spezielle Erntemaschinen (Abb. 8). Abb. 9 zeigt geerntetes Röhricht, zum Beispiel für Reetdächer (Abb. 10) oder als Rohstoff für die Papierindustrie. Wasserbüffel fühlen sich auf solchen Flächen ebenfalls wohl (Abb. 11). 

Eine weitere Möglichkeit wären Photovoltaik-Anlagen auf Böden mit Mooranteilen. Stabile finanzielle Hilfen für die Landwirte zur Umstellung auf eine Nassbewirtschaftung der Flächen fehlen allerdings bis heute. Die Landwirte könnten im Gegenteil, die bisher sicheren Zuschüsse verlieren. Die Klimaziele sind weltweit politisch vereinbart. Bislang fehlt aber auch in Deutschland die Umsetzung. 

Um dauerhafte Kohlenstoffsenken zu schaffen, müssten weitere Maßnahmen zur Steuerung der Wasserhaltung erfolgen. Für alles gilt: Es muss mit dem Schutz unserer Natur vereinbar sein.



 
 
 
 
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